Trauerfeier
von Jost Nickel am 24.01. 2009 in Selters (Pfarrer Roßbach)
Liebe Familie Nickel, liebe Freunde
und Bekannte des Verstorbenen Jost Nickel, liebe Trauergemeinde!
Wir sind heute hier in Selters
zusammengekommen, um Abschied zu nehmen, Abschied von unserem lieben
Verstorbenen Jost, der plötzlich und viel zu früh von uns gegangen ist.
Begrüßung: Im Namen des Vaters des
Sohnes ...
Somewhere over
the rainbow: Haben wir eben
gehört, ein fröhliches Lied, das Hoffnung weckt. In einer Passage heißt es:
Irgendwo über dem Regenbogen, weit oben.
Da ist ein Land das ich einmal in einem Wiegenlied hörte.
Irgendwo über dem Regenbogen, sind die Himmel blau und die Träume, die du
wirklich träumst werden wahr. Manchmal wünsche ich mich auf einen Stern, wo ich
dann aufwache und die Wolken weit hinter mir lasse.
Wo Probleme wie Zitronenbonbons
schmecken, hoch über den
Schornsteinspitzen. Da wirst du mich
finden.
Es zeigt uns ein Bild auf um das es
heute geht. Es geht darum an den Verstorbenen zu denken ihm die letzte Ehre zu
erweisen und uns von ihm persönlich am Grab noch mal zu verabschieden, aber es
geht auch um uns selbst in dieser Trauerstunde der Glaube daran, dass nach dem
Tod noch etwas übrig bleibt in uns, und dass irgendwo über dem Regenbogen der
Himmel blau ist. Die Erinnerungen und die Liebe an Jost bleiben bestehen, und
wir denken daran, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende geht, sondern dass Gott
ihn aufnimmt in seine unendliche Liebe.
Lasst uns beten:
Allmächtiger Gott, hilflos stehen
wir dem Sterben unserer Lieben gegenüber; es fällt uns schwer, deine Pläne zu
begreifen und zu bejahen. Der Tod ist unabänderlich. Du aber hast uns deinen
Sohn gesandt und ihn für uns dahingegeben. Darum können uns weder Trübsal noch
Bedrängnis, ja nicht einmal der Tod von deiner Liebe trennen. Erhalte in uns
diesen Glauben und führe unseren Bruder Jost Nickel zum neuen Leben. Durch
Christus unseren Herrn.
Amen
Lesung:
Spuren im Sand
Eines
Nachts hatte ich einen Traum:
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn. Vor dem dunklen
Nachthimmel erstrahlten, Streiflichtern gleich, Bilder aus meinem Leben.
Und jedes Mal sah ich zwei Fußspuren im Sand, meine eigene
und die meines Herrn.
Als das letzte Bild an meinen Augen vorübergezogen war,
blickte ich zurück. Ich erschrak, als ich entdeckte, dass an vielen Stellen
meines Lebensweges nur eine Spur zu sehen war. Und das waren gerade die
schwersten Zeiten meines Lebens.
Besorgt
fragte ich den Herrn:
"Herr,
als ich anfing, dir nachzufolgen, da hast du mir versprochen, auf allen Wegen bei
mir zu sein. Aber jetzt entdecke ich, dass in den schwersten Zeiten meines
Lebens nur eine Spur im Sand zu sehen ist. Warum hast du mich allein gelassen,
als ich dich am meisten brauchte?"
Da
antwortete er:
"Mein
liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht
in Nöten und Schwierigkeiten. Dort wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe
ich dich getragen."
Jeremia 31:3
Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je
und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.
Was geschieht mit uns nach dem Tod? Eine der Fragen, die
viele Menschen stark beschäftigt. Besonders dann, wenn ein naher Angehöriger
stirbt. Die Sehnsucht ist groß, dass etwas von uns übrig bleibt, dass etwas
aufgehoben wird für immer. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang von
Auferstehung, von der Hoffnung auf das ewige Leben. Und dieser Gedanke ist
schon für viele ein Trost. Aber dann geht die Frage weiter: wie soll ich mir
das vorstellen? "Lebe" ich irgendwie weiter? Und werde ich ihn
wiedersehen? Wird es noch einmal eine Gemeinschaft geben, so wie früher, hier
auf Erden? Fragen über Fragen.
Aber da
gibt uns Jesus eine Antwort drauf „Im Haus meines Vaters gibt es viele
Wohnungen" und nach meiner Überzeugung gibt es dort eine Wohnung für
jeden, der es wünscht - ein Haus wo wir uns wiedersehen, wenn die Zeit gekommen
ist, wo Probleme wie Zitronenbonbons schmecken.
Da werden
wir uns finden.
Ein
Haus der Liebe und der Zusammenkunft am Ende der Zeit.
Für einige von Ihnen kann dies ein Trost sein, seinen lieben
Verwandten, seinen Freund wieder zu sehen, aber er fehlt jetzt hier und reist
eine Lücke in Ihr Leben.
Und nun, bleiben wir zurück und schauen auf die Lücke, die
er hinterlassen hat und die Ungewissheit was jetzt ist, was nun wird aus Ihm im
Jenseits.
Ich habe
dich je und je geliebt; darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jer. 31,3.
Ein vielleicht ungewöhnlicher Bibeltext für eine Grabrede aber Sie liebe
Familie Nickel haben ihn mir genannt. Ungewöhnlich vielleicht beim ersten hören,
weil es so klingt als ob Gott es wollte dass er ihn zu sich holt. Aber es geht
um etwas anderes:
Ein kunstlos gemaltes Bild, dass
ich einst sah, hat mir einen unauslöschlichen Eindruck gemacht. Aus wild bewegtem
Meer ragt ein Fels empor, darauf steht ein Kreuz, und an demselben ist Jesus,
der Retter. In seiner Hand hält er ein starkes Seil, das weit hinausreicht über
das große Meer. Ein Geretteter ist schon ganz herbeigezogen und ruht selig zu
den Füßen des Herrn. Einige Gestalten ringen noch in den Wellen, und in weiter
Ferne taucht noch ein sehnendes, verlangendes Gesicht aus den schwarzen Wassern
hervor. Auch dieser Ertrinkende kommt herzu; auch er wird gezogen zum Retter
hin. Unter dem Bilde stehen die Worte: Ich habe dich zu mir gezogen aus lauter
Güte.
Damit meint der Verfasser nicht
nur den Verstorbenen, sondern jeden von uns. Gott lässt uns im Tod nicht fallen,
sondern empfängt uns mit offenen Armen. Sie, liebe Angehörige, haben mir diesen
Text, den Sie über Ihren Sohn geschrieben haben, gegeben... //
Was wir Ihnen über unseren Sohn Jost sagen können, Herr
Pfarrer:
Wir, seine Familie, haben Jost geliebt, und das wird immer so
bleiben. Zu seiner Schwester Ina hatte Jost eine besonders innige Beziehung.
Die beiden hatten den „humorvollen, lieben Draht“ zu einander – das hat uns immer besonders
glücklich gemacht. Auch mit Inas Lebensgefährten Johannes verband ihn herzliche
familiäre Zuneigung.
Er war da, wenn wir ihn brauchten. Er war aber auch für
viele, viele andere Menschen da.
Sei dies in seiner dienstlichen Stellung als
wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Philipps-Universität zu Marburg, oder in
freundschaftlichen Beziehungen.
Seine Liebe zum gesprochenen und geschriebenen Wort hat er
als Systementwickler zum Beruf gemacht.
Jost war ein Ästhet und Schöngeist, sehr kreativ darin,
andere zu überraschen.
Er war da – immer da – für alle….
Und das bedingt wohl, dass er für andere alles tat, aber sich
für sich selbst zu wenig Zeit nahm. Jost hatte nie Zeit „übrig“ und war immer
auf der „Überholspur“, wie sein bester Freund Ingo uns so treffend beschrieb.
Besser kann man ein Leben im Dauerstress wohl bildlich nicht darstellen.
Trotz unserer Hinweise, dass er nicht genug auf seine
Gesundheit achte, war Jost immer unbesorgt, bis sich die ersten Anzeichen einer
vermutlichen Erkrankung meldeten, jedoch bei zwei Untersuchungen als nicht
behandlungsbedürftig bezeichnet wurden. Schließlich versagte sein Herz aber
doch.
Wenn in der Ruhe die Kraft liegt, wie das Sprichwort sagt,
dann möge Gott uns allen die Kraft schenken, den überaus großen Verlust unseres
Sohnes, Bruders, Enkels, Neffen, Cousins und Freundes Jost zu ertragen und zu
tragen.
Natürlich könnten wir noch jahrelang weiteres aufzeigen:
Seine Kindheit, Schulzeit am Gymnasium in Dierdorf, Studium an der Uni Trier -
die große Freude an seiner Arbeit,
aber dafür fehlt hier heute die Zeit.
(Sehen Sie, Herr Pfarrer, den Lebenden fehlt es offenbar
schon immer an Zeit…)//
Aber es geht auch um uns, uns, die wir zurück bleiben mit
all den Nöten, da ihr Lieber Jost nicht mehr hier auf Erden ist. Wir bleiben
mit unserer Trauer zurück, aber da wirft uns Jesus ein Seil zu. Er zieht uns zu
sich heran, wir müssen nur zugreifen und uns ziehen lassen, denn in ihm haben
wir jemanden, der zu uns steht und der uns in unserer Trauer nicht fallen
lässt. Gott ist immer bei uns und gerade dann, wenn die Welt über uns zusammen
bricht. Warum hast du mich allein gelassen, als ich dich am meisten
brauchte?"
Oft passiert es dass er durch andere zu uns spricht.
Menschen die uns nahe sind, oder denen wir im Leben nur kurz begegnen. Menschen
die uns in unserer Not in den Arm nehmen, die uns zuhören, die mit uns
gemeinsam beten, oder die uns nur ein tröstliches Wort mit auf den Weg geben.
Und das ist es, wenn wir von Nächstenliebe sprechen, den anderen nicht im Stich
zu lassen und im gemeinsamen Erinnern dem anderen beizustehen, um den
Verstorbenen nicht zu vergessen.
Sie liebe Angehörige haben mir beim Trauergespräch gesagt,
dass es so viel über Ihren Sohn zu erzählen gibt, und wenn wir beisammen sind
und gemeinsam Begebenheiten aus seinem Leben uns berichten, dann ist mit dem
Tod nicht alles aus, er bleibt bei uns in unseren Gedanken und Herzen und mit
der Zuversicht und dem Glauben, dass Gott ihm das ewige Leben schenkt.
Nehmen
wir uns einen Augenblick Zeit, um uns an Jost Nickel zu erinnern.
Fürbitten
Herr
Jesus Christus, durch deine Menschwerdung hast du uns zum neuen leben geführt.
Wir bitten dich:
- Lass
Jost Nickel jene Liebe erfahren, die er in seinem Leben für andere gezeigt hat.
Nimm ihn auf in dein himmlisches Reich.
-Menschlich
sind jene, die Güte und Hilfsbereitschaft zeigen. Vergelte unseren Verstorbenen
alles, was sie hier auf Erden Gutes gewirkt haben.
- Für die
Verstorbenen der Familie Nickel, schenke ihnen dein Erbarmen und gib ihnen Heimat und Frieden bei dir.
- Hilf
uns allen, neue Menschen in Christus zu werden, damit wir die
Menschenfreundlichkeit Gottes in dieser Welt sichtbar machen können.
Lasst uns beten:
Gütiger Vater, in deine Hände empfehlen wir deinen Diener
Jost Nickel und hoffen zuversichtlich, dass er bei Christus ist. Wir danken dir
für alles gute, mit dem du ihn in seinem irdischen Leben beschenkt hast, und
für das Gute, das wir durch ihn erfahren durften. Wir bitten dich, nimm ihn auf und gib ihm Wohnung und Heimat bei dir.
Uns aber, die wir zurück bleiben, gib
die Kraft, einander zu trösten mit der Botschaft des Glaubens, bis wir alle
vereint sind bei dir-. Durch Christus unseren Herrn. Amen.
Ich spreche jetzt den Text, den die Christen schon seit
Jahrhunderten ihren Verstorbenen mit auf dem Weg geben:
Zum Paradies mögen Engel dich
geleiten, die heiligen Märtyrer dich begrüßen und dich führen in die heilige
statt Jerusalem.
Die Chöre der Engel mögen dich empfangen und durch
Christus der für dich gestorben, soll ewiges Leben dich erfreuen.